Aus der Geschichte
Anfänge der Besiedlung
Der Böhmerwald bildete seit jeher eine natürliche Grenze zwischen Bayern, Böhmen und Österreich. Im Mittelalter spielte der Salzhandel eine wichtige Rolle bei der beginnenden Besiedlung. Aus dem Salzkammergut wurde das zur Haltbarmachung von Lebensmitteln wichtige Salz über die Flüsse Salzach und Inn nach Passau transportiert. Von dort führten mehrere Handelswege in das salzarme Böhmen. Über die damals noch nicht bewaldeten Höhenrücken des Grenzgebirges brachten Säumer die Salzfässer in die Städte Prachatiz/Prachatice, Winterberg/Vimperk und Bergreichenstein/Kašperské Hory. Die Wege wurden als der „Goldene Steig” bezeichnet. Eine weitere Route führte von Linz über Freistadt nach Budweis. Für den Transport wurden kleine stämmige Pferde eingesetzt, auf dem Rückweg wurde vor allem Getreide nach Bayern gebracht. Die Blütezeit dieser Handelswege war im 16. Jahrhundert, als mehrere tausend Säumer pro Tag den Gebirgskamm überquerten.
Entlang des „Goldenes Steigs” entstanden Siedlungen, ebenso an den Rodungsstellen der zahlreichen Glashütten. Seit dem Hochmittelalter wurden Siedler aus dem heutigen Deutschland und Österreich eingeladen, in der gebirgigen Landschaft Dörfer zu gründen, sodass die Randgebiete Südböhmens bis Mitte des 20. Jahrhunderts überwiegend deutschsprachig waren. Die kargen Höhenlagen wurde meist erst später besiedelt, so erhielten beispielsweise die „Künischen Freibauern” als Anreiz Steuervorteile und eine eigene Gerichtsbarkeit, sie waren dabei nur dem König verpflichtet (künisch = königlich).
Durch den Bau von Schwemmkanälen ab dem 18. Jahrhundert war es erstmals möglich, größere Mengen Holz in die großen Städte wie Linz und Wien zu transportieren, in dieser Zeit wurden weitere Dörfer gegründet, die vor allem der Holzwirtschaft dienten.
Nationalismus und Ende des gemeinsamen Zusammenlebens
Der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts aufkeimende Nationalismus führte zu Spannungen zwischen der deutschen und der tschechischen Bevölkerung Böhmens, die letztlich das Ende der Habsburgermonarchie mit sich brachten.
In der neu gegründeten Tschechoslowakei verschärften sich die nationalen Auseinandersetzungen, 1938 wurden sowohl Österreich als auch die deutschsprachigen Gebiete der Tschechoslowakei, die sogenannten „Sudetengebiete”, an das nationalsozialistische Deutsche Reich angeschlossen. 1939 wurden die tschechischsprachigen Gebiete der Tschechoslowakei von deutschen Truppen besetzt und das „Protektorat Böhmen und Mähren” errichtet. Kurz danach begann der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen.
Nach Kriegsende wurde die Tschechoslowakei in den Grenzen von 1938 wieder bestätigt, ein Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung wurde enteignet, vertrieben oder zwangsausgesiedelt. Nach der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei 1948 wurde die über Jahrhunderte offene Grenze zunehmend undurchlässiger und schließlich vollkommen geschlossen, als der Eiserne Vorhang errichtet wurde. Deutschland und Österreich waren nun von der Tschechoslowakei auf Jahrzehnte getrennt, die Grenzgebiete litten an Abwanderung und verarmten.
Im tschechischen Teil des Böhmerwalds wurden hunderte Ortschaften zerstört und militärische Sperrgebiete errichtet. Die Integration der vielen Vertriebenen in Deutschland und Österreich war für die Betroffenen zunächst schwierig und leidvoll, schließlich leisteten die Sudetendeutschen und mit ihnen die Böhmerwäldler einen wesentlichen Beitrag zum wirschaftlichen Aufschwung ab den 1950er Jahren.
Samtene Revolution und Wiederannäherung
Das Ende der kommunistischen Herrschaft ging in der Tschechoslowakei friedlich vor sich. Der Eiserne Vorhang wurde rasch entfernt und die Grenze schrittweise geöffnet. Alte Kontakte wurden wieder aufgenommen, neue geknüpft, erste gemeinsame Projekte wie Kirchen- oder Friedhofsrenovierungen begonnen. Die Annäherung der lange getrennten Nachbarn war von Phasen der Euphorie und auch der Ernüchterung gekennzeichnet, vor allem auf politischer Ebene dauerte es lange bis zu einer vollständigen Normalisierung. 1993 kam es zur Trennung der Tschechoslowakei in Tschechien und die Slowakei, die beide 2004 der Europäischen Union beitraten.